Der wohl bekannteste technikverliebte Märchenkönig gründet 1868 die „Königlich-bayerische Polytechnische Schule“ – die spätere Technische Universität München (TUM). Sie ebnet nicht nur Bayerns Weg vom Agrarland zum Industriestaat, sondern bringt Erfindungen hervor, die die Welt verändern. 150 Jahre später ist sie eine der besten Universitäten Europas.
Heizungen mit Luftfeuchteregelung, batteriebetriebene Klingelanlagen, Speiseaufzüge um den Traum vom „Tischlein deck dich“ zu erfüllen: Die Schlösser von Ludwig II. stecken im 19. Jahrhundert voller phantasievoller, fortschrittlicher Technik. Der bayerische König ist gegenüber modernen Technologien sehr aufgeschlossen. Als er 1867 zur Pariser Weltausstellung reist, interessiert er sich dort mehr für technische Errungenschaften als für heiratswillige Prinzessinnen, glaubt man den Berichten der Zeit.
Ein Jahr später, 1868, gründet Ludwig die Polytechnische Schule München – die Vorgängerin der späteren TUM. Sie soll Industrie und Wirtschaft den „zündenden Funken der Wissenschaft“ bringen – und dem Königreich unter anderem qualifiziertes Personal für den Eisenbahnbau. Die neue Schule trägt dazu bei, dass sich Bayern zu einem Zentrum für Hochtechnologie entwickelt. Aus den kleinen Anfängen der Polytechnischen Schule wird in 150 Jahren eine Universität von Weltrang.
König Ludwig II. gründet die spätere TUM und nimmt beim Bau des neuen Gebäudes sogar Einfluss auf die Gestaltung der Fassade. Noch heute ziert sein Porträt die Amtskette des Universitäts-Präsidenten. Doch die Gründung geht eigentlich schon auf Ludwigs Vater zurück: Maximilian II. bekennt sogar, dass er statt König lieber Professor an einer Technischen Hochschule geworden wäre. Er regt eine Reform des technischen Bildungssystems an. Nur dadurch kann später die Vorgängerin der TUM gegründet werden.
Beim Bau seiner Märchenschlösser holt sich Ludwig professionellen Rat: Fachleute seiner neugegründeten Hochschule beraten ihn in technischen Fragen – der Physikprofessor Wilhelm von Beetz etwa bei der elektrischen Beleuchtung der Venusgrotte in Schloss Linderhof. Beetz tüftelt auch an speziell beschichteten Glasscheiben, die das vom König so geliebte „Capri-Blau“ nachahmen sollten.
Zwar ist Ludwig interessiert an neuester Technik – doch spendabel ist der König nur in den Bereichen Kunst und Bauwesen. Mit der großzügigen Wissenschaftsförderung seines Vaters Max ist es unter Ludwigs Regentschaft vorbei. In der Wissenschaftspolitik denkt der neue König sehr regional: Bei der Besetzung von Lehrstühlen sollten bayerische Bewerber bevorzugt werden. Das hat sich massiv gewandelt: Heute wirbt die TUM gezielt um hervorragende Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Sie betreibt Forschungsstandorte und Vertretungen auf vier Kontinenten.